Wie man die Nordlichter fotografiert
- Kevin Read

- 23. Sept.
- 15 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Sept.

Die Nordlichter zum ersten Mal zu fotografieren, ist eine aufregende, aber auch herausfordernde Erfahrung. Ich war schon vorher Fotobegeisterte, als ich das Polarlicht zum ersten Mal sah, und wollte das Spektakel in vollen Zügen genießen und einfach nur beobachten, ohne mich gleich von meiner Kamera ablenken zu lassen. Gleichzeitig war ich aber auch total aufgeregt, ein Foto zu machen und wollte auf keinen Fall die Chance verpassen, die Szene festzuhalten.
Wenn du die Nordlichter fotografieren möchtest, hilft es, vorbereitet zu sein. Nachtfotografie kann technisch ziemlich anspruchsvoll sein und das Polarlicht ist flüchtig; wenn du dir vorher Gedanken über die Einstellungen und die Ausrüstung machst, die du brauchst, nimmst du dir beim ersten Mal etwas Druck und kannst das Erlebnis entspannter genießen.
Dieser Guide enthält alles, was du über das Fotografieren der Nordlichter wissen musst. Schau dir die Links am Seitenende an, wenn du gezielte Tipps für die Nordlichter-Fotografie auf den Lofoten oder in Island suchst.
Inhalt
Die Aurora finden

Die meisten großartigen Fotos brauchen etwas Planung. Vielleicht hast du Glück und siehst die Nordlichter zufällig am Himmel, während du an einem perfekten Spot stehst. Aber deine Chancen steigen enorm, wenn du deine Nachtfotografie-Sessions im Voraus planst.
Die meisten starten damit, einen Ort abseits von Lichtverschmutzung mit freiem Blick auf den Himmel zu suchen. Aber es gehört mehr dazu, den perfekten Spot für Aurora-Fotografie zu finden, und manche der spannendsten Locations brechen sogar diese Regeln.
Wenn du ein großartiges Foto vom Polarlicht machen willst und nicht nur zuschauen möchtest, findest du in diesem Abschnitt eine Strategie, wie du einen geeigneten Ort für Nordlichter-Fotografie auswählst.
Aurora-Fotografie-Spots entdecken

Die meisten Landschaftskompositionen, in denen ein Teil des Himmels zu sehen ist, eignen sich als Aurora-Fotospot. Trotzdem gibt es einige Punkte, die du beachten solltest, wenn du einen Platz zum Fotografieren der Nordlichter suchst.
Wie viel Himmel in deiner Komposition zu sehen ist. Die Nordlichter erscheinen an unterschiedlichen Stellen und oft ziemlich unvorhersehbar. Wenn deine Location nur eine einzige Komposition zulässt und du nur ein kleines Stück Himmel ins Bild bekommst, ist die Chance geringer, dass das Polarlicht auf deinem Foto zu sehen ist. Kompositionen mit viel Himmel bieten bessere Erfolgschancen.
Die Himmelsrichtung, in die du fotografierst. Es ist schwer vorherzusagen, wo die Nordlichter am Himmel auftauchen, aber es gibt Anhaltspunkte. Ist die Aurora-Vorhersage für deine Session schwach, erscheint sie eher im Norden. Bei mittlerer Vorhersage hängt es davon ab, wo du bist - in hohen Breitengraden wie den Lofoten sieht man mittlere Auroras oft direkt über sich, in niedrigeren Breitengraden (wie Island) eher im Norden. Starke Nordlichter können überall am Himmel auftauchen. Wenn du mehrere potenzielle Spots zur Auswahl hast, die in verschiedene Richtungen zeigen, kann dir die vorhergesagte Aurora-Stärke helfen, den besten Spot auszuwählen.
Elemente in der Landschaft. Auch wenn die meisten guten Landschaftsmotive mit Polarlichtern funktionieren, gibt es ein paar Besonderheiten, die besonders gut wirken. Wasserflächen oder Eis spiegeln die Farben am Himmel und sind eine tolle Möglichkeit, die Nordlichter auch im Vordergrund einzufangen. Künstliche Lichtquellen wie Fenster oder Straßenlaternen bringen Licht in die Landschaft und sorgen für eine gemütliche Stimmung in einer Winterlandschaft.
Einsteiger- und Fortgeschrittenen-Spots für Aurora-Fotografie

Wenn du die Aurora fotografierst, musst du deine Kamera im Dunkeln aufbauen und versuchen, eine Komposition zu finden, obwohl du die Landschaft kaum siehst. Wenn die Nordlichter auftauchen, fühlt es sich an, als würde die Uhr ticken, und es kann ganz schön stressig werden, alles richtig zu machen.
Manche Orte sind für Nordlichter-Fotografie deutlich einfacher als andere, und es ist am besten, erstmal an einem Spot zu starten, bei dem du gute Chancen auf ein gelungenes Bild hast. Mit mehr Erfahrung und nach mehreren Aurora-Abenden kannst du dich an Orte wagen, bei denen die Chancen geringer sind, die Komposition dafür aber anspruchsvoller und vielleicht spektakulärer.
Einfache Aurora-Fotografie-Spots haben folgende Eigenschaften:
Einen weiten Blick auf den Himmel, damit du dich drehen und die Nordlichter überall einfangen kannst, wo sie auftauchen. Idealerweise hast du an diesen Orten schon Kompositionsideen für mehrere Himmelsrichtungen.
Ein großes Hauptmotiv in mittlerer Entfernung, zum Beispiel ein einzelner Berg. Große Motive sind im Dunkeln leichter zu komponieren und du bekommst die Szene leichter scharf.
Sie sind nach Norden ausgerichtet. Schwächere Nordlichter erscheinen weiter nördlich, daher gibt es mehr Nächte, in denen die Aurora in Bildern zu sehen ist, wenn du ungefähr nach Norden fotografierst.
Komplexe Aurora-Fotografie-Spots haben diese Merkmale:
Kompositionen, bei denen nur wenig Himmel im Bild ist. Dadurch sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass die Aurora an der richtigen Stelle erscheint - du könntest die Nordlichter am Himmel sehen, aber sie nicht auf deinem Foto haben.
Komplizierte Vordergründe, die näher an der Kamera sind. Kleine, nahe Vordergründe sind im Dunkeln schwieriger scharfzustellen und es ist schwerer, das Bild richtig zu belichten. Die Chance, die Aurora im Bild zu haben, ist ähnlich wie bei großflächigen Motiven, aber es ist technisch anspruchsvoller.
Sie sind nach Süden ausgerichtet. Manche Szenen sehen perfekt mit Nordlichtern aus, zeigen aber vom Norden weg. Hier brauchst du eine stärkere Aurora, damit sie im Bild erscheint. Wenn du nur wenige Nächte hast, musst du abwägen, ob du eine bessere Komposition nach Süden bevorzugst oder eine Alternative nach Norden mit höheren Erfolgschancen.
Landschaftskompositionen für Aurora-Fotografie

Wenn du dir die besten Nordlichter-Bilder im Internet anschaust, fällt dir auf, dass es fast immer Landschaftsfotos sind und nicht einfach nur Himmelsaufnahmen.
Landschaftsfotografie lebt oft von einem farbigen Himmel bei Sonnenauf- oder -untergang, aber die meisten Bilder werden in erster Linie von der Landschaft getragen. Der Himmel ist das i-Tüpfelchen einer gelungenen Komposition - und bei Nordlichter-Fotografie ist es genauso: Das Ziel ist, eine Landschaftsaufnahme zu machen, in der die Nordlichter als besonderes Element für Stimmung und Atmosphäre sorgen.
Um eine tolle Landschaftskomposition mit Nordlichtern zu gestalten, suchst du zuerst eine starke Landschaftskomposition. Geh nicht das zusätzliche Risiko ein, diesen Spot erst im Dunkeln zu finden. Schau dir mögliche Locations schon tagsüber an und überlege, welche Motive mit Aurora funktionieren würden, wenn du nachts nochmal wiederkommst.
Idealerweise solltest du niemals ein Aurora-Shooting an einem Ort starten, den du nicht schon bei Tageslicht fotografiert hast.
Die Aurora vorhersagen

Die beste Zeit, um die Aurora zu fotografieren
Die Aurora kann jederzeit auftauchen und ihre Stärke hängt davon ab, wie viele Teilchen von der Sonne auf die Erdatmosphäre treffen. Um die beste Zeit fürs Polarlicht zu planen, sind Dunkelheit und klarer Himmel die wichtigsten Faktoren, die du beeinflussen kannst.
Wenn du im Winter in den Norden reist, vor allem im Dezember, gibt es viele Stunden echte Dunkelheit, in denen du die Nordlichter sehen könntest. Viele Tipps empfehlen die drei Stunden um Mitternacht als beste Zeit, aber ich konnte dafür keine stichhaltigen Beweise finden. Die Idee von „Peak Viewing Hours“ kommt vermutlich daher, dass es dann (im Schnitt) am dunkelsten ist.
Die Teilchen können zu jeder Tages- oder Nachtzeit auf die Atmosphäre treffen - ob du sie siehst, hängt davon ab, ob es dunkel genug ist. Auch wenn es eine „beste Stunde“ geben mag, solltest du dich davon nicht verrückt machen lassen: Du hast viel bessere Chancen, die Nordlichter zu erwischen, wenn du Kurzzeit-Vorhersagen nutzt und jede dunkle Stunde als Gelegenheit siehst.
Das Problem an nördlichen Orten wie Island oder Norwegen ist, dass es im Winter oft sehr bewölkt ist - es ist nicht ungewöhnlich, viele Tage oder sogar Wochen lang nur kleine Wolkenlücken zu sehen. Wenn du wegen der Aurora verreist, ist die größte Herausforderung nicht Sonnenaktivität oder Dunkelheit, sondern Wolken, die dir die Sicht versperren.
So kannst du deine Chancen durch gutes Timing verbessern:
Verbringe so viel Zeit wie möglich so weit im Norden wie möglich. Orte wie Island sind wunderschön für Polarlicht, aber nur ein kleiner Teil von Island liegt wirklich so weit nördlich wie der Polarkreis. Teile Norwegens liegen noch weiter nördlich, dort gibt es mehr Nächte mit sichtbarer Aurora. Die beste Möglichkeit, deine Chancen zu erhöhen, ist, möglichst viele Nächte draußen auf der höchsten erreichbaren Breite zu verbringen.
Reise zu einer Zeit, in der es am meisten Dunkelheit gibt. Die kürzesten Tage auf der Nordhalbkugel sind um den 21. oder 22. Dezember - je näher du an diesem Datum unterwegs bist, desto mehr Dunkelheit hast du und desto mehr Zeit, in der die Nordlichter erscheinen können. Das ist aber ein Kompromiss: Die schönsten Winterlandschaften gibt es oft im Februar, und vielleicht willst du auch noch etwas Tageslicht für andere Motive (im Polarkreis gibt es um die kürzesten Tage herum gar kein Tageslicht).
Schau immer wieder raus, wann immer es dunkel ist. Früher habe ich immer auf die "Peak Time" für das Polarlicht mitten in der Nacht gewartet, und viele Besucher werden bei der Suche nach der besten Zeit ganz abergläubisch. Die Peak Time ist vielleicht einfach nur ein statistischer Effekt der jährlichen Dunkelheit; die Aurora kann jederzeit auftauchen, also solltest du immer an die Nordlichter denken, sobald es dunkel ist.
Vorhersagen für Nordlichter-Fotografie

Wolkenvorhersagen
Die größte Herausforderung beim Polarlicht ist die Wolkendecke. Selbst wenn du sonst immer auf Temperatur oder Regen achtest, wirst du beim Aurora-Hunting plötzlich zur Wolken-Expertin oder zum Wolken-Experten.
Ausführliche Wolkenvorhersagen zeigen die Wolkendecke in drei Ebenen: niedrig, mittel und hoch. Hohe Wolken sind oft sehr dünn, und meistens kannst du die Aurora trotzdem sehen, auch wenn sie bei dichterer Bedeckung das Bild verderben können. Niedrige und mittlere Wolken sind dichter und werden zum Hindernis für dein Polarlicht-Erlebnis.
Ich nutze die App Clear Outside, um einen Überblick über die Wolkendecke zu bekommen, aber lokale Wetterdienste sind oft besser, und es lohnt sich, mehrere Wetterdienste zum Vergleich zu nutzen. Der norwegische Wetterdienst yr.no ist bei Fotografen sehr beliebt, auch außerhalb Norwegens.
Wolkenvorhersagen sind besonders in bergigen Regionen nie ganz zuverlässig, aber sie geben dir einen guten Anhaltspunkt, wann in der Nacht der Himmel klar sein könnte, damit du deinen Aurora-Versuch planen kannst.
Manchmal reichen die Wolkenvorhersagen, um zu erkennen, wann eine Region klaren Himmel hat. In manchen Gegenden, wie Island, kannst du an einem Abend weite Strecken fahren, weil die Straßen gerade und im Winter manchmal schneefrei sind. An manchen Nächten ist die Wolkendecke an deinem Ort dicht, aber eine Stunde Fahrt bringt dich in ein wolkenfreies Gebiet.
Aurora-Vorhersagen
Es gibt viele Aurora-Vorhersagen online; ich mag die vom Geophysical Institute der Universität Fairbanks oder vom Space Weather Prediction Center. Es gibt auch Apps, die die Daten einfacher aufbereiten oder Alerts schicken.
Manche Dienste sagen die Aktivität der Aurora 27 Tage im Voraus voraus, und diese Prognosen geben dir einen groben Eindruck davon, ob die Aurora an diesen Tagen stark sein wird, auch wenn die genaue Stärke schwer vorherzusagen ist.
Die 3-Tage-Vorhersagen sind genauer, denn so lange brauchen die Teilchen etwa von der Sonne zur Erde (das variiert aber, die Schätzungen sind also nie perfekt).
Wenn du vor Ort bist oder überlegst, ob du rausgehen willst, bieten die meisten Dienste eine genauere Vorhersage 30-45 Minuten im Voraus. Damit hast du ein ziemlich gutes Gefühl, wie wahrscheinlich du die Aurora siehst, wenn der Himmel klar ist.
Am besten nutzt du Aurora-Vorhersagen, indem du sie mit den Wolkendaten vergleichst und deinen Schlaf planst. Ich habe für mich eine Art Entscheidungsbaum, je nach Wetter- und Aurora-Vorhersage und Tageszeit:
Vor 22 Uhr: Wenn der Himmel klar und es dunkel ist, versuche ich, so viel Zeit wie möglich draußen zu verbringen, auch wenn keine Aurora vorhergesagt ist. Die Nordlichter können jederzeit auftauchen, und ich habe schon tolle Shows gesehen, obwohl die Vorhersage sehr niedrig war.
Zwischen 22 Uhr und 1 Uhr: Wenn der Himmel klar ist, gehe ich raus, auch wenn die Aurora-Vorhersage niedrig ist (kp 1 oder höher). Wenn ich meinen Schlaf opfere, will ich aber eine bessere Chance auf Aurora haben - ein bisschen Risiko gehe ich aber ein.
Nach 1 Uhr: Wenn die Vorhersage klaren Himmel und Aurora von kp3+ meldet, stehe ich auf, auch wenn das die Nacht ziemlich durcheinanderbringt.
Mondphasen
Manche Tipps raten davon ab, während Vollmond auf Polarlicht-Jagd zu gehen, weil das zusätzliche Licht die Aurora weniger sichtbar macht. Aber die Entscheidung ist etwas komplexer.
Wenn die Aurora schwach ist, beeinträchtigt der Vollmond deine Sicht, und du wirst die Nordlichter mit komplett dunklem Himmel eher sehen. Aber der Mond erhellt auch die Landschaft und sorgt für stimmungsvolle Nachtbilder. Etwas Mondlicht hilft beim Fokussieren und Belichten.
Wenn die Aurora stark genug ist, ist sie auch bei Vollmond sichtbar. Nordlichter bei hellem Mond zu fotografieren, kann zu unglaublichen Bildern führen - mit klarer Landschaft und lebendigen Polarlichtern als Ergänzung. Wenn die Aurora so schwach ist, dass der Vollmond sie überstrahlt, wäre sie auch für ein starkes Foto zu schwach.
Wenn du die Aurora bei hellem Mond fotografierst, musst du überlegen, wo der Mond am Himmel steht. Der Mond kann die Landschaft für eine ausgewogene Komposition aufhellen, aber wenn er im Bild ist, ruiniert er dein Foto. Ist es dunkel genug für die Aurora, erscheint der Mond als extrem heller Fleck, und es ist unmöglich, ihn natürlich und mit Details zu fotografieren.
Nutze eine App wie The Photographer’s Ephemeris, um zu sehen, wo der Mond während deines Shootings steht, und such dir einen Ort, an dem der Mond bei deinen geplanten Kompositionen hinter dir ist.
Die Aurora fotografieren

Das Fotografieren der Aurora kann technisch anspruchsvoll und vor Ort ziemlich umständlich sein. Dazu kommt, dass du draußen in der Kälte stehst, im Dunkeln, und unter Zeitdruck ein flüchtiges Naturschauspiel festhalten willst - das kann ganz schön aufregend werden. In diesem Abschnitt geht’s um Ausrüstung, Einstellungen und Techniken, die du vorab lernen kannst, um für den Moment vorbereitet zu sein.
Bevor wir zu Kameraeinstellungen und Ausrüstung kommen, gibt es ein paar generelle Tipps, die dir beim ersten Aurora-Shooting helfen können.
Astrofotografie üben
Du hast vielleicht nur einen kurzen, aufregenden Moment, um die Aurora zu fotografieren; lass das nicht die erste Gelegenheit sein, bei der du im Dunkeln fotografierst. Nimm dir vor deiner Reise Zeit, ein gutes Foto vom Nachthimmel in deiner Nähe zu machen; teste dein Equipment, lerne, wie du im Dunkeln fokussierst und experimentiere mit den Einstellungen, bis du dich sicher fühlst.
Die Milchstraße ist zur richtigen Jahreszeit (Juli bis Oktober ist am besten) oft sichtbar und ein gutes Übungsmotiv für die Nacht, wenn du keine Aurora hast. Aber eigentlich eignet sich jedes Motiv. Wenn du einen Vordergrund mit scharfen Sternen im Himmel fotografieren kannst, hast du alles, was du für die Aurora brauchst.
Das Spektakel genießen
Die Nordlichter zu beobachten ist ein unglaubliches Erlebnis, und du hast am meisten davon, wenn du den Moment bewusst wahrnimmst und nicht nur an deiner Kamera herumspielst.
Aber als Fotobegeisterte suchen wir natürlich auch den Kick, tolles Licht oder eine besondere Szene zu erwischen; ein Foto mit Aurora zu machen, ist für viele von uns ein echter Bucket-List-Moment.
Diese beiden Ziele - aufmerksam sein und ein Bild machen - können sich widersprechen. Aber das Schlimmste ist, wenn du durch die Kamera abgelenkt bist und trotzdem kein gutes Foto bekommst für deinen Aufwand.
Aurora-Shows dauern unterschiedlich lang: manchmal über eine Stunde, manchmal nur ein paar Minuten. Ich nehme mir gerne die ersten Momente, um die Szene zu genießen, bevor ich zur Kamera greife, und erinnere mich immer daran, die Bewegung und die Farben zu bestaunen. Wenn du dir die Szene erst ein paar Sekunden anschaust, kannst du auch deine Komposition und Herangehensweise besser überdenken.
Wenn die Nordlichter auftauchen und du nicht vorbereitet bist oder keine gute Komposition hast, lass die Kamera ruhig mal in der Tasche und konzentriere dich darauf, die Erinnerung zu speichern.
Kameraeinstellungen für Nordlichter-Fotografie

Es gibt keine „richtigen“ Einstellungen für die Aurora-Fotografie, aber deine Entscheidungen hängen davon ab, genug Licht einzufangen, ohne den Verschluss zu lange offen zu lassen. Bewegung in der Aurora (oder deiner Kamera, wenn es windig ist) kann das Bild ruinieren, daher müssen wir Wege finden, genug Licht einzufangen, ohne die Belichtungszeit zu lang zu machen.
In diesem Abschnitt schauen wir uns Blende, Verschlusszeit und ISO einzeln an, um die besten Optionen und Kompromisse zu finden. Außerdem geht es um Methoden zum Fokussieren im Dunkeln und fortgeschrittene Techniken, um die Herausforderungen der Low-Light-Fotografie zu meistern.
Blende
Die größte Blendenöffnung, die du verwenden kannst, hängt von deinem Objektiv ab, wahrscheinlich f/4 oder f/2.8. Offene Blenden lassen am meisten Licht herein, sorgen aber auch für weniger Schärfentiefe; das ist der Kompromiss, den wir eingehen müssen.
Viele Aurora-Kompositionen werden mit Weitwinkelobjektiven gemacht, um viel Himmel aufs Bild zu bekommen, und haben oft keinen Vordergrund direkt vor der Kamera. In diesen großflächigen Aufnahmen, bei denen das Hauptmotiv weit entfernt ist, ist die geringe Schärfentiefe durch die offene Blende weniger problematisch.
Ist ein Motiv im Vordergrund nah an der Kamera, wird es mit weiter Blende schwieriger, Vordergrund und Himmel scharf zu bekommen. Trotzdem ist eine offene Blende der beste Weg, mehr Licht einzufangen, und du kannst das Schärfeproblem mit speziellen Techniken lösen (siehe Abschnitt „Fortgeschrittene Techniken für Aurora-Fotografie“).
Für Aurora-Fotos solltest du die größtmögliche Blendenöffnung deines Objektivs nutzen.
ISO
Die höchste ISO hängt von deiner Kamera ab. Die höchste brauchbare ISO ist aber meist niedriger als der Maximalwert - zu hohe ISO macht deine Bilder körnig. Generell liefern teurere Kameras bei hohen ISO-Werten klarere Bilder.
Wenn du schon die größtmögliche Blende gewählt hast, bestimmt der ISO-Wert die Verschlusszeit - wir müssen also zwischen niedrigem ISO (weniger Rauschen) und kurzer Verschlusszeit (weniger Verwacklung) abwägen. Meist wirst du bei ISO 1600 oder höher fotografieren.
Ein Ausweg bei hohem ISO ist Entrauschungssoftware, die in den letzten Jahren immer besser geworden ist und sehr körnige Bilder retten kann.
Du kannst dich auch vorbereiten, indem du Testaufnahmen mit deiner Kamera vor der Reise machst. Fotografiere einen Dämmerungshimmel mit verschiedenen ISO-Werten und bearbeite die Bilder mit Entrauschungssoftware. Schau dir besonders die Bereiche um die Sterne an - so erkennst du, welches Rauschen du bei welchem ISO mit deiner Kamera erwarten kannst.
Für Aurora-Fotografie: Nutze so hohe ISO-Werte, wie es die Fähigkeiten deiner Kamera erlauben.
Verschlusszeit
Auroras unterschiedlicher Stärke verhalten sich unterschiedlich, daher hängt die optimale Verschlusszeit von der Show ab. Eine schwache Aurora sieht oft wie ein grünlicher Schimmer aus, und eine lange Belichtung (30 Sekunden) sorgt dafür, dass sie überhaupt sichtbar ist auf deinem Foto.
Stärkere Nordlichter formen Muster und Farben, und sie sehen mit kürzeren Verschlusszeiten (2-10 Sekunden) viel besser aus, weil Details in den Formen sichtbar bleiben.
Du musst auch das Licht im Rest deiner Komposition beachten. Ist die Landschaft sehr dunkel und ein wichtiger Teil des Bildes, brauchst du eine längere Verschlusszeit, um genug Details im Vordergrund zu zeigen, aber eine kürzere für die Aurora selbst. Ein Trick: Mach zwei Bilder - eins mit längerer Belichtung für die Landschaft, eins mit kürzerer für den Himmel - und kombiniere sie später in der Bildbearbeitung.
Deine Verschlusszeit sollte bei schwacher Aurora länger sein (damit sie sichtbar ist), bei starker Aurora kürzer (um Details und Formen einzufangen).
Kameraeinstellungen vor Ort wählen
Am besten findest du die richtigen Einstellungen durch Testen vor Ort, mit dem Ziel, genug Licht mit möglichst niedriger ISO und kurzer Verschlusszeit einzufangen. Wenn du vorbereitet bist, dauert das nicht lange und beeinträchtigt dein Aurora-Erlebnis kaum, und du bekommst die besten Einstellungen für die jeweilige Aurora und das vorhandene Licht.
Stell deine Kamera auf manuell, wähle die größte Blendenöffnung und ISO 3200, dann probiere eine Verschlusszeit um die 10 Sekunden. Schau dir das Histogramm des Bildes an, um zu sehen, ob es zu hell oder zu dunkel ist.
Ist das Bild zu dunkel, kannst du ISO oder Verschlusszeit erhöhen - je nachdem, was deine Kamera kann und wie stark die Aurora ist. Hast du eine hochwertige Kamera, die hohe ISO gut verträgt, erhöhe die ISO. Ist die Kamera am Limit und die Aurora bewegt sich langsam, erhöhe die Verschlusszeit. Teste erneut und prüfe das Ergebnis.
Du findest schnell Einstellungen, die die richtige Belichtung liefern, und denk dran: Das Histogramm muss nur so hell sein, dass der dunkelste Bereich sichtbar ist - es muss nicht perfekt mittig liegen.
Statt dir „richtige“ Einstellungen zu merken, helfen Testaufnahmen dir vor Ort, korrekt zu belichten - mit möglichst niedriger ISO und kurzer Verschlusszeit.
Fokussieren
Die größte Herausforderung bei Aurora-Fotos ist nicht die Einstellung, sondern das Fokussieren im Dunkeln. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wenn die Szene zu dunkel für den Autofokus ist.
Einen Lichtpunkt in der Szene nutzen. Es ist selten, dass es wirklich gar kein Licht gibt - irgendwo ist meistens ein Haus oder eine Straßenlaterne. Das Licht muss nicht im Bild sein; du kannst die Kamera darauf ausrichten, scharfstellen und dann umkomponieren, ohne den Fokus zu verstellen.
Manuell fokussieren. Die meisten Objektive haben einen Fokusring, den du manuell einstellen kannst. Stell den Fokus auf unendlich, damit der Himmel maximal scharf wird, anstatt die Entfernung zum Vordergrund zu schätzen.
Mit einer Stirnlampe einen Teil des Vordergrunds anleuchten. Bist du nah genug am Motiv, kannst du es mit der Lampe anstrahlen, damit die Kamera darauf scharfstellen kann.
Fortgeschrittene Techniken für Aurora-Fotografie

Das wenige Licht bei der Aurora-Fotografie zwingt dich zu Einstellungen, die möglichst viel Licht hereinlassen, aber andere technische Qualitäten deines Bildes beeinträchtigen. Es gibt ein paar Techniken, mit denen du diese Kompromisse abmildern kannst.
High-ISO-Entrauschung. Mit einer guten Kamera und Entrauschungssoftware kannst du auch bei sehr hohen ISO-Werten noch gute Bilder machen; das gibt dir mehr Spielraum bei den anderen Einstellungen. Ich empfehle, das vor der Reise zu testen: Mach Fotos mit verschiedenen ISO-Werten und finde heraus, wie hoch du bei akzeptabler Qualität gehen kannst.
Focus Stacking. Eine offene Blende lässt viel Licht herein, macht es aber schwer, Vordergrund und Himmel scharf zu bekommen. Die Lösung: Zwei Bilder - eins auf den Vordergrund, eins auf den Hintergrund fokussiert - und später in der Software zu einem komplett scharfen Bild kombinieren.
Verschiedene Belichtungszeiten. Ist die Landschaft sehr dunkel, reicht eine Belichtungszeit vielleicht nicht für Vordergrund und Himmel. Dann mach eine Aufnahme mit langer Belichtung für die Landschaft, dazu mehrere kurze Belichtungen für den Himmel, um verschiedene Aurora-Momente einzufangen. Später kannst du das beste Aurora-Bild mit dem Landschaftsbild kombinieren.
Ausrüstung für die Nordlichter-Fotografie

Du brauchst keine Spezialausrüstung, um die Aurora zu fotografieren - jede Kamera, sogar ein Handy, kann ein Bild liefern. In diesem Abschnitt geht es darum, was du bei einem Aurora-Shooting am meisten brauchst.
Eine Nachtfotografie-Session zu planen heißt nicht nur, an die Ausrüstung zu denken, sondern sie auch richtig vorzubereiten. Versuch, schon vor dem Losgehen das richtige Objektiv auf die Kamera zu setzen, Stirnlampe und Akkus griffbereit zu haben und deine Kleidung so zu schichten, dass du bei Ankunft direkt loslegen kannst, falls die Aurora schon aktiv ist.
Deine Kamera. Eine teure Kamera macht selten den Unterschied, aber beim Fotografieren bei Nacht ist das eine Ausnahme. Bessere Kameras liefern bei hohen ISO-Werten mehr Details und weniger Rauschen. Du brauchst keine Profikamera, aber ein Modell mit Wechselobjektiven und manuellen Einstellungen ist viel erfolgversprechender.
Ein Weitwinkelobjektiv. Die meisten Aurora-Fotos werden mit Weitwinkel gemacht, um möglichst viel Himmel einzufangen. Die Aurora taucht nicht immer an der gleichen Stelle auf und kann sich währenddessen bewegen. Mit Weitwinkelobjektiven bekommst du mehr Himmel aufs Bild und hast bessere Chancen, die Aurora einzufangen.
Ein stabiles Stativ. Die Verschlusszeiten für Aurora sind so lang, dass du die Kamera nicht aus der Hand halten kannst. Du brauchst kein riesiges, schweres Stativ für scharfe Bilder, aber du musst die Kamera beim Auslösen loslassen können.
Ersatzakkus. Akkus entladen sich in der Kälte schneller, und es wird kalt sein. Nach all der Mühe willst du nicht am Ende ohne Strom dastehen. Verlass dich nicht auf deinen üblichen Akkuverbrauch - hab genug Ersatz dabei.
Stirnlampe. Ohne Stirnlampe ist es nachts unmöglich, dich zu orientieren. Du willst die Hände frei haben, um dein Equipment zu bedienen - nimm also lieber eine Stirnlampe als die Taschenlampe am Handy. Eine Lampe brauchst du nicht nur zum Laufen, sondern auch, um dein Setup zu prüfen oder zu fokussieren. Achte auf andere Fotografen, wenn du die Lampe nutzt - richte sie auf den Boden und nutze das Rotlicht, falls vorhanden.
Warme Kleidung. Manche Aurora-Spots sind im Winter überraschend mild, aber unter klarem Nachthimmel wird es schnell kalt. Vergleich das Aurora-Shooting nicht mit deinem Tagesausflug - es wird nicht nur kälter, sondern du stehst viel rum und bewegst dich kaum; ohne viele Schichten und eine dicke Jacke frierst du schnell.
Aurora-Fotografie auf den Lofoten und in Island
Zwei der beliebtesten Reiseziele für Nordlichter sind Island und die Lofoten. Ich habe spezielle Guides für die Nordlichter-Fotografie an diesen Orten. Schau dir die Links unten an, wenn du Tipps zu den besten Locations und weitere Hinweise für Aurora-Fotos in Island und auf den Lofoten suchst.



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