Wie man sich in Island für die Fotografie fortbewegt
- Kevin Read

- 27. Sept.
- 6 Min. Lesezeit
Dieser Artikel ist Teil des Komplettführers für Fotografie in Island

Island ist ein dünn besiedeltes Land mit nur 330.000 Einwohnern, von denen die meisten in oder um die Hauptstadt Reykjavík leben. Die Insel ist relativ groß – mehr als doppelt so groß wie Dänemark und etwa so groß wie der US-Bundesstaat Kentucky. Es gibt also viel zu entdecken, was sich direkt darauf auswirkt, wie du dich fortbewegst.
Das weitläufige Straßennetz macht es möglich, auch entlegene und außergewöhnliche Orte auf der Insel zu erreichen. Allerdings sorgt die geringe Bevölkerungszahl dafür, dass der öffentliche Nahverkehr wenig effizient ist – die meisten Landschaften sind ohne eigenes Fahrzeug praktisch nicht erreichbar. Es gibt zwar einen Busservice, der aber nur einige der beliebtesten Ziele anfährt. Inlandsflüge können Zeit sparen, aber oft stehst du auch nach der Landung noch vor dem Problem, wie du weiterkommst.
Ein Mietwagen gibt dir in der Regel die meiste Freiheit. Im Sommer gibt es aber auch Möglichkeiten zum Wandern und Busfahren – für ein ganz anderes Abenteuer. In diesem Abschnitt findest du die wichtigsten Optionen, um dich in Island fortzubewegen, und worauf du jeweils achten solltest.
Ein Auto in Island mieten

Die meisten Besucher mieten ihr Auto direkt am internationalen Flughafen Keflavík, etwa 50 Kilometer außerhalb von Reykjavík – mit Abstand der größte Flughafen des Landes. Hier findest du eine riesige Auswahl an Autovermietungen, und das Mieten eines Autos kann für ein sonst so teures Land überraschend günstig sein (ab etwa 250 USD pro Woche).
Die Autovermietungen am Flughafen haben rund um die Uhr geöffnet, um auch späte Flüge abzudecken. Günstigere Anbieter sitzen allerdings oft außerhalb des Terminals, manchmal auch direkt in der kleinen Stadt Keflavík. Es lohnt sich, vorher zu klären, wie du dein Auto abholst – manchmal musst du die Agentur anrufen, damit sie dich am Flughafen abholt.
Auch in anderen Teilen Islands gibt es Autovermietungen, aber am einfachsten ist es, das Auto direkt am Ankunftsflughafen zu übernehmen – dort hast du die größte Auswahl.
Island hat eine Hauptstraße, die einmal um die Insel herumführt: die Route 1, bekannt als Ringstraße. Sie ist ungefähr 1.400 km lang und selbst bei guten Bedingungen brauchst du mindestens 17 Stunden, um sie komplett zu fahren. Die Straße ist durchgehend asphaltiert, kann aber im Winter stellenweise gesperrt sein – manchmal für mehrere Stunden, bis sie wieder freigegeben wird.
Von der Ringstraße zweigen zahlreiche Straßen ab, die zu den kleinen Siedlungen Islands führen. Viele dieser Wege sind nicht asphaltiert, aber mit einem normalen Auto kommst du trotzdem zu den meisten Orten. Generell ist die Südküste Islands dichter besiedelt und die Straßen sind dort besser als im Norden. Die Anzahl der Besucher und die Infrastruktur nehmen meist ab, je weiter du dich von Reykjavík entfernst.
Autofahren im Winter in Island

Der Gedanke, im Winter in Island Auto zu fahren, kann einschüchternd wirken – ein wenig Vorbereitung ist also sinnvoll. Es gibt viele Schneepflüge und große Anstrengungen, die Hauptstraßen auch im Winter befahrbar zu halten. Die Straßen werden aber nicht komplett schneefrei gemacht, und oft fährst du auf einer Eisschicht. Trotzdem sind die meisten Strecken außerhalb des Hochlands das ganze Jahr über passierbar.
Nach starkem Schneefall kann es dauern, bis die Straßen wieder frei sind – du kannst dann stunden- oder sogar tagelang festsitzen, besonders, wenn du dich in abgelegenen Gegenden aufhältst. Island bietet aber eine hervorragende Webseite, die dir die aktuellen Straßenverhältnisse zeigt.
Island ist sehr windig, und einer der häufigsten Gründe für Schäden an Mietwagen sind Autotüren, die vom Wind aufgerissen werden – es lohnt sich also, sich anzugewöhnen, die Türen immer festzuhalten. Manchmal bläst der Wind Schnee über die Straße und die Sicht kann auf nahezu null sinken.
Mit ein paar einfachen Vorsichtsmaßnahmen lassen sich diese Probleme aber gut vermeiden. Fahre nicht bei starkem Schneesturm, auch wenn die Straßen anfangs noch frei sind. Die Einheimischen haben ein gutes Gespür: Wenn sie nicht fahren, solltest du es auch nicht tun.
Das Wichtigste ist, langsamer zu fahren und zu akzeptieren, dass du bei schlechtem Wetter einfach länger brauchst. Wenn du vorsichtig fährst und das Wetter im Auge behältst, wird Autofahren im Winter in Island zum echten Abenteuer. Die Landschaften, die du dabei entdeckst, sind den Aufwand auf jeden Fall wert.
Autofahren im Hochland von Island

Das Zentrum Islands wird als „das Hochland“ bezeichnet, und die Straßen dorthin sind nur im Sommer geöffnet. Sie heißen „F-Straßen“ – erkennbar am F vor der Nummer – und können extrem rau sein, oft mit Flussdurchquerungen. Die Straßen sind dort manchmal kaum mehr als Trampelpfade, und du brauchst zwingend ein 4x4-Fahrzeug, um ins Hochland zu fahren.
Im Hochland gibt es einige unglaubliche Fotospots, aber das richtige Auto zu wählen, erfordert Planung. Der wichtigste Punkt bei der Mietwagenwahl sind die Flussdurchquerungen. Nicht alle Flüsse sind gleich, und nicht alle Strecken haben große Furten, aber welches Auto du brauchst, hängt davon ab, welche Orte und Routen du ansteuerst.
Egal, was du vorhast: Für F-Straßen brauchst du ein 4x4-Fahrzeug – das ist gesetzlich vorgeschrieben. Aber 4x4 ist nicht gleich 4x4: Kleinere Fahrzeuge mit weniger Bodenfreiheit schränken ein, welche Flüsse du durchqueren kannst – und damit auch deine Routen.
Eine Möglichkeit ist, ein großes Fahrzeug mit Schnorchel zu wählen – das ist allerdings selbst für Island ziemlich teuer. Die Alternative: Deine Route genau planen und das Mietauto auf die geplanten Furten abstimmen – das erfordert allerdings sorgfältige Planung.
Du solltest außerdem prüfen, ob deine Versicherung Flussdurchquerungen abdeckt. Selbst Mietwagenfirmen, die gegen die rauen Straßen im Hochland versichern, schließen oft Schäden durch nasse Flüsse aus. Das ist das größte Risiko im Hochland und sollte unbedingt in deine Planung einfließen.
Busse in Island

Island hat ein öffentliches Verkehrsnetz, das durch Touranbieter mit unterschiedlichen Services ergänzt wird – von komplett geführten bis zu halb-unabhängigen Touren.
Wenn du ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, ist es fast unmöglich, einige der besten Fotospots zu erreichen oder deine Shooting-Zeiten selbst zu bestimmen. Die meisten bekannten Sehenswürdigkeiten sind aber mit dem Bus erreichbar, und manche Orte (zum Beispiel viele Eishöhlen oder Hochland-Locations im Winter) kannst du ohnehin nur mit professionellem Guide besuchen.
Der Bus ist oft die beste Möglichkeit, Ziele im abgelegenen Hochland zu erreichen. Ein Mietwagen fürs Hochland ist teuer und riskant, vor allem, wenn du nicht gern auf schlechten Straßen unterwegs bist. Es gibt aber Buslinien zu mehreren großen Hochlandzielen und du kannst von dort aus weiterwandern, um noch mehr von der Landschaft zu sehen. Die einfachsten Gebiete, die du mit dem Bus erreichst, sind Þórsmörk und Landmannalaugar – beides fantastische Fotospots.
Das Busnetz besteht aus mehreren kleinen Unternehmen, es gibt keinen einheitlichen Pass für die ganze Insel. Um herauszufinden, wohin du kommst und wie du dort hinkommst, findest du auf der isländischen Website für den öffentlichen Verkehr unten eine hilfreiche Karte mit den je nach Saison möglichen Routen.
Inlandsflüge in Island

Du kannst in Island auch Inlandsflüge nehmen, etwa von Reykjavík nach Höfn oder Akureyri. Die meisten Mietwagen bekommst du allerdings in Keflavík, am internationalen Hauptflughafen. Es kann sein, dass du in eine kleinere Stadt am anderen Ende des Landes fliegst, dort aber kaum Mietwagen findest und die Umgebung schwer erkunden kannst.
Fast alle Besucher kommen am internationalen Flughafen Keflavík an, aber die Inlandsflüge starten von einem separaten Flughafen im Zentrum von Reykjavík. Selbst wenn du eine Reise quer durch Island planst, ist es oft günstiger und schneller, am Ankunftsflughafen ein Auto zu mieten und direkt loszufahren.
Wenn du aber mit öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs bist, können Inlandsflüge manche Strecken deutlich verkürzen – besonders, wenn du vom anderen Ende des Landes zurück nach Reykjavík willst. Flüge sind auch eine gute Möglichkeit, einige Inseln zu besuchen, zum Beispiel die Vestmannaeyjar (ab Reykjavík) oder Grímsey (ab Akureyri) – beides Highlights für Tierfotografie im späten Frühling und Frühsommer.
Fähren in Island
Eine der praktischsten Formen des öffentlichen Verkehrs für Fotografen in Island sind die Fähren – das ist der einfachste Weg, einige der Inseln rund um Island zu erreichen und deinen Roadtrip über das Festland hinaus zu verlängern.
Du kannst die Fahrpläne nachschlagen und oft online Fährtickets buchen. Die meisten Fähren sind gut organisiert, mit übersichtlichen Häfen und klaren Boarding-Anweisungen – so kommst du entspannt herum und entdeckst außergewöhnliche Ziele.
Fährdienste werden von verschiedenen Unternehmen betrieben, daher ist es am besten, erst zu überlegen, wohin du möchtest, und dann die passende Fährgesellschaft für diese Strecke zu suchen. Am wahrscheinlichsten nutzt du eine Fähre, um zu den Vestmannaeyjar (eine hübsche Inselgruppe vor der Südküste) oder nach Grímsey (ein Paradies für Wildtiere vor der Nordküste) zu gelangen.
Fazit

Millionen Menschen besuchen jedes Jahr Island, und viele kommen mit Bussen und Tagesausflügen gut zurecht. Fotografen wollen aber meistens zu ungewöhnlicheren Orten – und das oft zu ungewöhnlichen Tages- oder Nachtzeiten. Dafür brauchst du ein Auto.
Island ist weitläufig und ziemlich groß, und manche Gegenden sind ohne eigenes Fahrzeug überhaupt nicht erreichbar. Die größten Herausforderungen beim Selbstfahren sind vereiste Winterstraßen oder die Schotterpisten im Hochland – aber mit etwas Vorsicht und Aufmerksamkeit ist beides machbar. Wenn dich die Herausforderung zu sehr vom Fotografieren ablenkt, kannst du auch unabhängiges Reisen und einzelne Touren kombinieren, um deine Reise entspannter zu gestalten.



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