Fotografie-Tutorial: Einen Sonnenstern in Patagonien einfangen

Dies ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung, wie ich dieses Bild eines Sonnensterns hinter dem Mount Fitz Roy aufgenommen habe - von der Motivsuche vor Ort bis hin zur finalen Bearbeitung.

Viele Orte in Patagonien sind besonders zum Sonnenaufgang lohnenswert, wenn das Morgenlicht die Gipfel von vorne anstrahlt. An diesem Spot direkt außerhalb von El Chaltén geht die Sonne jedoch genau hinter den Bergen unter - die perfekte Gelegenheit, im entscheidenden Moment einen Sonnenstern einzufangen.

Vor Ort

Dieser Spot liegt an der Straße nach El Chaltén, wo sich ein Fluss durch eine tiefe Schlucht schlängelt. Es ist ein beliebter Fotospot, und viele Reisegruppen kommen hierher, um den Fluss als Vordergrund für den entfernten Mount Fitz Roy zu nutzen.

Ich bin kein Fan von Bildern, die diesen Fluss in den Vordergrund stellen, denn die umliegende Landschaft ist karg und dunkel, und der Fluss selbst ist ein wenig zu schmal, um wirklich spannend zu wirken. Ich hoffte aber, dass die Grasbüschel hier einen interessanten Vordergrund für ein Bild mit den Bergen bieten könnten.

Bei meinem ersten Besuch (siehe oben) wurde mir zu spät klar, dass ein Sonnenstern das i-Tüpfelchen für mein Bild wäre. Ich bin dann hektisch umhergelaufen, um den Moment noch zu erwischen, hatte aber nicht genug Zeit, einen starken Vordergrund zu finden - am Ende hatte ich eine eher unbefriedigende Komposition. Ich beschloss, ein paar Nächte später mit mehr Zeit zurückzukommen, um die Landschaft gezielter als Vordergrund einzusetzen.

Einen Sonnenstern einfangen

Es gibt ein paar Tricks, wie du einen Sonnenstern auf deinen Fotos festhalten kannst:

1. Immer wenn deine Kamera auf die Sonne gerichtet ist, solltest du vorsichtig mit Kamera und Augen sein. Ich lasse meine Kamera nie lange auf die Sonne zeigen, damit das gebündelte Licht den Sensor nicht beschädigt. Wenn du eine DSLR benutzt, bei der das Licht über den Spiegel durch den Sucher ins Auge fällt, ist es noch wichtiger, auf die Position der Sonne zu achten.

   
   

2. Sonnensterne gelingen am besten, wenn die Sonne teilweise verdeckt ist. Im Wald klappt das super mit dem Blätterdach, aber hier musste ich warten, bis die Sonne gerade hinter den Bergen verschwand. Das heißt, der Sonnenstern ist nur für einen kurzen Moment sichtbar - ich hatte also nur ein paar Sekunden, um alles richtig zu machen.

   
   

3. Sonnensterne entstehen, wenn du eine sehr kleine Blendenöffnung (f/16-f/22) verwendest; mit größeren Blendenöffnungen entstehen keine Lichtstrahlen.

   
   

4. Es ist leicht, ein Bild zu überbelichten, das direkt auf die Sonne ausgerichtet ist. Am besten stellst du die Kamera manuell ein und fotografierst so dunkel wie möglich. Dadurch kann es passieren, dass Details im Vordergrund verloren gehen - dann lohnt es sich, schnell mehrere Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen zu machen, um sie später zu kombinieren.

   
   

5. Die Anzahl der Strahlen des Sonnensterns hängt von der Anzahl der Blendenlamellen deines Objektivs ab. Das wissen viele Fotograf:innen nicht, aber online findest du das ganz leicht heraus. Bei Objektiven mit gerader Lamellenzahl hat der Sonnenstern genauso viele Strahlen wie Lamellen (6 Lamellen = 6 Strahlen). Bei ungerader Lamellenzahl verdoppelt sich die Anzahl der Strahlen (7 Lamellen = 14 Strahlen).

Bildaufbau

Ich wollte, dass der Sonnenstern Teil meiner Komposition ist, aber nicht das einzige Motiv im Bild. Meine Idee war, die Grasbüschel als Vordergrund zu nutzen, die zum Fitz Roy hinführen, und der Sonnenstern sollte das Bild abrunden. Bei jedem Foto mit so einem besonderen Effekt muss die Komposition auch ohne Sonnenstern funktionieren - der Sonnenstern sollte nur das gewisse Extra sein.

Ich habe nach einer Stelle gesucht, an der das Gelände von mir weg abfällt, sodass der Vordergrund noch Licht abbekommt, kurz bevor die Sonne hinter den Bergen verschwindet. Die Sonne würde beim Fotografieren sehr tief stehen, also musste ich ein Grasbüschel finden, das nicht von anderen Gräsern oder dem Hang verschattet wird.

Ich war lange vor Sonnenuntergang vor Ort, habe meinen Vordergrund ausgewählt und das Bild sorgfältig aufgebaut. Mir gefiel die Form dieses Grasbüschels und wie es isoliert im Vordergrund stand. Da ich früh genug da war, konnte ich eine Komposition gestalten, bei der das Büschel mit den Bergen im Hintergrund ausbalanciert ist.

Nachdem ich das Bild aufgebaut hatte, musste ich nur noch warten, bis die Sonne den Horizont berührte. Ich habe das Foto bei f/18 mit 1/40s Belichtungszeit und ISO 200 gemacht. Wenn man so direkt in die Sonne fotografiert, ist eine automatische Belichtung fast unmöglich - deshalb habe ich die Einstellungen manuell gewählt und verschiedene Belichtungen ausprobiert, während ich auf den Sonnenuntergang gewartet habe.

Bearbeitung

Mein RAW-Bild war ziemlich unterbelichtet, der Vordergrund fast schwarz. Aber ich hatte die feinen Strahlen des Sonnensterns gut eingefangen. Mein erster Bearbeitungsschritt war, das Bild aufzuhellen und sicherzustellen, dass im Vordergrund Details und Farben sichtbar werden.

Ich hatte auch andere Bilder mit hellerer Belichtung aufgenommen, um die Möglichkeit zu haben, die Fotos später zu kombinieren und überall Details zu erhalten. Allerdings hatte ich schon in einem einzigen Bild genug Informationen eingefangen, sodass ich die Bearbeitung einfach halten und nur mit einem Foto arbeiten konnte.

Die Szene hatte extrem hohe Kontraste, deshalb musste ich den Himmel wieder abdunkeln, um eine ausgeglichenere Belichtung zu erzielen. So konnte ich die Details und Farben rund um die Sonne und im Himmel zurückholen.

Jetzt hatte das Bild viele Details, aber ich wollte das goldene Licht des Sonnenuntergangs im Vordergrund betonen. Obwohl die Gräser jetzt klar und scharf waren, wirkte mein Vordergrund durch das direkte Sonnenlicht auf die Linse flach und wenig spannend.

Mit einer Anpassung des Weißabgleichs im Vordergrund konnte ich das kräftige Gelb des Sonnenlichts wiederherstellen. Außerdem habe ich mit Pinseln gezielt Bereiche abgedunkelt und aufgehellt, damit der Vordergrund mehr heraussticht.

Mein letzter Bearbeitungsschritt war, einige einzelne Wolkenflecken am Himmel zu entfernen und einen sanften gelben Schein um die Sonne zu legen, um den Effekt abzurunden. Am liebsten hätte ich an einem anderen Tag einen wolkenlosen Himmel gehabt, aber ich habe mich entschieden, diesen kleinen Eingriff in die Realität der Szene zu akzeptieren, um das fertige Bild zu gestalten.

Fazit

Dieser Spot an der Straße nach El Chaltén ist einer der wenigen Orte in der Gegend, die du mit dem Auto erreichen kannst, ohne lange wandern zu müssen. Perfekt, wenn du in der Stadt bist und keine große Tour machen willst, um ein Motiv zu finden - und es gibt viele verschiedene Möglichkeiten für spannende Kompositionen in dieser Landschaft.

Am besten ist dieser Spot bei klarem Sonnenaufgang, wenn das Licht den Fitz Roy trifft und die Szene in Farbe taucht. Rund um El Chaltén gibt es aber nur wenige Plätze für den Sonnenuntergang - und dieser hier ist ideal, um einen Sonnenstern oder das Licht hinter den Gipfeln einzufangen.

Am meisten holst du mit einem Weitwinkelobjektiv raus, wenn du ganz nah an den Boden gehst, um die kleinen Details im Vordergrund zu betonen. So findest du immer wieder neue Motive, und du hast die Chance, ein einzigartiges Foto zu machen, während sich die Landschaft im Laufe der Zeit verändert.

Kartenlinks:

Hier ist der Ort, an dem ich dieses Bild gemacht habe - überall wachsen hier Gräser, die sich perfekt als Vordergrund für Fotos vom Fitz Roy eignen. In dieser Gegend gibt es kostenlose