Fotografie am Perito-Moreno-Gletscher

Dieser Artikel ist Teil des Komplettführers für Fotografie in Patagonien

Der Perito-Moreno-Gletscher zählt zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Patagoniens und liegt nur wenige Kilometer außerhalb von El Calafate in Argentinien. Der Gletscher selbst ist beeindruckend und riesig, doch es ist vor allem die besondere Landschaftsform, die diesen Ort zu einem so beliebten Ziel macht.

Der Perito-Moreno-Gletscher schiebt sich vom südpatagonischen Eisfeld direkt auf einen Hügel zu, der als perfekte natürliche Aussichtsplattform dient und einen unkomplizierten Zugang ermöglicht, ohne das Landschaftsbild zu stören. Es ist kaum vorstellbar, eine bessere Konstellation zu finden, um einem Gletscher so nah zu kommen, und jedes Jahr bestaunen Hunderttausende das gewaltige Eis.

Inhalt

Foto-Guide

Beste Zeit

Standorte

Übernachtung

Anreise

Aktivitäten

Herangehensweise an die Fotografie am Perito-Moreno-Gletscher

Die Beliebtheit des Perito-Moreno-Gletschers bedeutet, dass du hier garantiert nicht allein mit deiner Kamera unterwegs bist, und es gibt nur wenige Fotospots in unmittelbarer Nähe. Vom Parkeingang führt eine einzige Straße zum Gletscher, mit ein paar Aussichtspunkten, die nette, aber nicht besonders spannende Blicke ins südliche Tal bieten. Näher am Gletscher findest du einige Stellen direkt an der Straße, von denen du das Eis früh sehen kannst, aber keiner dieser Spots ist so gut wie der Hauptaussichtspunkt direkt gegenüber dem Gletscher.

Trotzdem ist dies einer der wenigen Orte weltweit, an denen du so viele Perspektiven auf die Gletscherfront entdecken kannst. Der Aussichtshügel ist mit Stegen und Rampen übersät, die es dir ermöglichen, ganz nah ans Eis zu kommen oder von weiter oben zu beobachten, wie der Gletscher aus den Bergen herausfließt. Es ist auch einfach, ein Stativ aufzustellen und auf den Plattformen nicht im Weg zu stehen, auch wenn sie manchmal leicht wackeln, wenn andere Besucher vorbeilaufen.

Am Perito-Moreno-Gletscher dreht sich beim Fotografieren alles um das Erkunden von Formen und Mustern im Eis und in der umgebenden Landschaft. Es gibt nur einen Hauptaussichtspunkt, und der liegt so nah am Gletscher, dass großflächige Panoramen kaum möglich sind. Diese Einschränkungen fordern dich heraus, kreativer zu werden und dich intensiv mit Farben, Texturen und Mustern in der Gletscherfront zu beschäftigen.

Auch wenn das nicht deinem üblichen Fotostil entspricht, ist es schwer, sich dem Reiz zu entziehen, Details im Eis zu entdecken. Die Stege ziehen sich hunderte Meter den Hang hinauf und hinunter, und die Gletscherfront ist zwei Kilometer breit – das bietet dir fast unendliche Möglichkeiten für abstrakte und musterbasierte Fotografie.

Direktes Sonnenlicht auf dem Eis ist extrem hell und macht es schwierig, richtig zu belichten, besonders wenn du den Perito-Moreno-Gletscher an einem sonnigen Morgen besuchst. Ich empfehle dir, leicht unterzubelichten, um die hellen Details im Eis einzufangen und spannende Effekte im kontrastreichen Motiv zu erzielen.

Beste Zeit für Fotografie am Perito-Moreno-Gletscher

Der Perito-Moreno-Gletscher liegt im Nationalpark Los Glaciares, und in diesem Teil des Parks ist Übernachten – auch Campen – nicht erlaubt. Das heißt, dein Besuch richtet sich nach den täglichen Öffnungszeiten des Nationalparks, und je nach Jahreszeit kannst du den Gletscher eventuell nicht bei Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang fotografieren.

Der Parkeingang ist etwa 30 Autominuten vom Gletscher entfernt. Wenn du zu früh ankommst, sind die Schranken noch geschlossen, und du musst warten, bis der Park öffnet, bevor du weiterfahren kannst.

Du solltest etwa zwei Stunden einplanen, um den Gletscher fotografisch in Ruhe zu erkunden, je nachdem, wie sehr dich abstrakte Kompositionen interessieren. Mehr Zeit gibt dir die Möglichkeit, dich intensiver mit deinen Bildern auseinanderzusetzen, und ein zweiter Tag kann dir anderes Wetter oder Licht bescheren.

Fotospots in der Nähe des Perito-Moreno-Gletschers

(Hinweis: Die Links in diesem Abschnitt öffnen Google Maps)

Es gibt nur wenige Fotospots in der Nähe des Perito-Moreno-Gletschers. Die Straße von El Calafate zum Parkeingang ist landschaftlich wenig aufregend und ähnelt dem Großteil der Umgebung in diesem Teil Patagoniens: überwiegend flach, mit wenigen markanten Punkten direkt an der Straße.

Ich habe gehört, dass der Lago Roca ein lohnenswerter Fotospot sein kann, südlich außerhalb des Nationalparks, war aber selbst noch nicht dort.

Vom Parkeingang aus fährst du auf einer kurvigen, langsamen Straße zwischen steilen Felsen rechts und einem schmalen See links, und es gibt einige Stellen, an denen du anhalten und die Aussicht genießen kannst. Diese Abschnitte blicken alle nach Süden, während die hohen Gipfel im Westen liegen – wirklich lohnende Stopps gibt es entlang dieser Strecke aber nicht.

Kurz vor dem Ende der Straße gibt es jedoch einen Punkt, an dem du den ersten Blick auf den Gletscher erhaschst. Zur passenden Jahreszeit erreichst du diesen Spot sogar zum Sonnenaufgang, während du ihn am Hauptaussichtspunkt vielleicht verpasst – achte also auf das Licht, wenn du dich näherst.

Direkt gegenüber vom Perito-Moreno-Gletscher befindet sich der Hauptbereich, an dem du die meiste Zeit fotografieren wirst. Das ist der belebteste Teil des Parks und kann sehr voll werden, wenn die Tourbusse aus El Calafate ankommen. Trotzdem ist es das fotografische Highlight, und am besten suchst du dir einen ruhigeren Abschnitt der Stege, stellst dein Stativ auf und tauchst ins Fotografieren ein.

Ein zweiter Parkplatz dient als Ausweichmöglichkeit, wenn der Hauptparkplatz voll ist, was meist kurz nach Parköffnung passiert. Ein Steg führt am See entlang zwischen beiden Parkplätzen, aber die Aussicht wird schlechter, je näher du zum Ausweichparkplatz kommst, und neue Motive findest du dort nicht.

Die Einschränkungen am Perito-Moreno-Gletscher können befreiend wirken: Du kannst viel Zeit auf den Aussichtsplattformen verbringen, dich voll auf die Fotografie konzentrieren und sicher sein, dass du in der Umgebung keine anderen Fotospots verpasst. Das hat mir geholfen, mich auf die Muster im Eis zu konzentrieren – eigentlich nicht mein typischer Stil – und kreativ zu werden, um das Beste aus der Szenerie herauszuholen.

Übernachten beim Besuch des Perito-Moreno-Gletschers

In direkter Nähe des Perito-Moreno-Gletschers gibt es keine Unterkünfte, daher übernachten die meisten Besucher in El Calafate. El Calafate ist eine kleine Stadt mit rund 6.000 Einwohnern, aber das Tor zum Süden Patagoniens in Argentinien – entsprechend groß ist das touristische Angebot.

Mit Bars, Restaurants, Hotels und Souvenirläden ist dies der Ort, an dem sich Reisegruppen treffen und ihre Patagonien-Touren starten oder beenden. Ein großer Flughafen direkt außerhalb von El Calafate dient als regionales Drehkreuz, und vermutlich kommst du hier an, wenn du über Buenos Aires reist.

Je nach Route deiner Reise ist El Calafate ein idealer Ort, um zwischen einem Besuch im Torres del Paine und El Chaltén ein paar Tage zu entspannen. Wenn du auf reiner Fototour bist, kann eine kreative Pause guttun, und El Calafate ist perfekt dafür, ohne dass du das Gefühl hast, etwas zu verpassen. Wenn du wenig Zeit hast, reicht aber auch ein Tag, um den Gletscher zu besuchen.

El Calafate ist sehr fußgängerfreundlich und bietet Dutzende Hotels für jedes Budget. Wenn du kein Auto hast, kommst du in der Stadt und zum Gletscher problemlos zurecht, und El Calafate ist zudem gut per Bus mit El Chaltén und Puerto Natales in Chile verbunden.

Anreise zum Perito-Moreno-Gletscher

Es gibt zwei Hauptmöglichkeiten, um zum Perito-Moreno-Gletscher zu gelangen: selbst fahren oder eine Bustour ab El Calafate buchen.

Mit dem Auto

Die Fahrt zum Gletscher ist unkompliziert: etwa 1 Stunde 15 Minuten auf einer geraden Straße ab El Calafate. Es gibt zwei Parkplätze in der Nähe des Gletschers. Wenn du früh dran bist, kannst du direkt neben den Aussichtsplattformen parken; ist dieser voll, leiten dich die Parkranger zum Ausweichparkplatz. Du kannst dann entweder zu Fuß über die Stege laufen oder den Shuttlebus zwischen den Parkplätzen nutzen.

Der Vorteil beim Autofahren ist, dass du deine Besuchszeit flexibel gestalten kannst, also zum Beispiel früh für das Morgenlicht ankommst oder länger bleibst, wenn die meisten Busse schon weg sind und es ruhiger wird.

Allerdings sind die eingeschränkten Öffnungszeiten des Parks am Perito-Moreno-Gletscher weniger vorteilhaft als bei anderen Fotospots. Viele Tourbusse kommen kurz vor Parköffnung an und sind daher zuerst am Gletscher; oft wird der Park vor Sonnenuntergang geschlossen, sodass längeres Bleiben kein besseres Licht bringt.

Touren

Bustouren zum Gletscher kannst du unkompliziert bei Reiseveranstaltern in El Calafate buchen, meist auch kurzfristig. Das ist eine bequeme Möglichkeit, zum Perito-Moreno-Gletscher zu gelangen, wenn du kein Auto hast, und schränkt deine Fotografie kaum ein; du hast genügend Zeit, die gleichen Spots zu erkunden.

Der Vorteil einer Tour ist, dass du leicht ein oder zwei weitere Aktivitäten zu deinem Tag hinzufügen kannst. Für das Fotografieren brauchst du nur 2–3 Stunden, sodass noch Zeit bleibt, auf dem Eis zu wandern oder eine Bootstour näher an den Gletscher zu machen, wenn du noch mehr erleben möchtest.

Aktivitäten am Perito-Moreno-Gletscher

Die beiden Hauptaktivitäten am Perito-Moreno-Gletscher sind Eistrekking und Bootstouren, beides kannst du über Anbieter in El Calafate für deinen Besuch organisieren.

Eistrekking

Die meisten Eistrekking-Touren starten von den Felsen südlich des Gletschers. Der Tourbus bringt dich zu einem Steg, von dem aus du mit dem Boot kurz übers Wasser zu einem Landstück direkt am Eis übersetzt, wo ein Guide dich empfängt und dir den Ablauf erklärt.

Eistrekking ist ein tolles Erlebnis und eine großartige Möglichkeit, ein Gefühl für die Dimensionen des Gletschers zu bekommen. Du brauchst keine Vorkenntnisse, um an einer Eistrekking-Tour am Perito-Moreno-Gletscher teilzunehmen.

Du kannst in der Regel deine Kamera mitnehmen (aber kein Stativ), und du solltest dir vorab ein passendes Objektiv aussuchen, da es unterwegs schwierig ist, zu wechseln. Eistrekking-Touren für Einsteiger verlaufen auf festen Routen in einer geschlossenen Gruppe, daher wirst du unterwegs kaum an deiner Kamera herumfummeln wollen.

Ich empfehle ein leichtes Weitwinkelobjektiv (um die 24mm), damit kannst du Muster im Eis und auch etwas weitere Ansichten der Umgebung einfangen.

Bootstouren

Du kannst eine Bootstour machen, um den Gletscher entweder von Norden oder Süden zu erkunden (jeweils separat – die Boote umrunden den Gletscher nicht). Auf dem Wasser kommst du dem Eis viel näher als von den Aussichtsplattformen.

Bootstouren kannst du vorab in El Calafate oder direkt im Besucherzentrum am Gletscher buchen. Oft gibt es noch freie Plätze auf Booten, die innerhalb weniger Stunden ablegen, sofern du nicht gerade zur Hochsaison unterwegs bist.

Beim Fotografieren auf den Booten kannst du dich meist frei bewegen und auch relativ einfach das Objektiv wechseln – ein Stativ brauchst du auf dem schwankenden Deck aber nicht. Ich empfehle dir ein längeres Objektiv (ab 100mm), um beim Näherkommen Details im Eis einzufangen. Bereite deine Kamera am besten schon vor dem Ablegen vor, falls es an Deck eng wird.

Fazit

Der Perito-Moreno-Gletscher zählt vielleicht nicht zu den absoluten Top-Fotospots der Welt, aber er ist so beeindruckend, dass du dich – wie alle Patagonien-Reisenden – seinem Bann kaum entziehen kannst. Du musst hier nicht viel Zeit einplanen – ein Tag reicht völlig, wenn dein Zeitplan eng ist – aber für viele Besucher ist es das Highlight Patagoniens, und ich empfehle dir, einen Stopp einzulegen, um dieses Naturspektakel aus nächster Nähe zu erleben.

Um als Fotograf das Beste aus deinem Besuch zu machen, gönn dir zwei Stunden auf den Aussichtsplattformen, um kreativ zu werden und die Muster und Texturen im Eis zu entdecken. Wenn das ohnehin dein Fotostil ist, wird es ein unvergessliches Erlebnis. Selbst wenn nicht, ist der Perito-Moreno-Gletscher ein perfekter Ort, um vom großen Panorama zu kleinen Abstraktionen deinen fotografischen Horizont zu erweitern.